“Leinen los…“

“Leinen los…“

Was als “kleiner Wochenausflug“ von Montag bis Freitag mit nur 7 Leutz und 1 Boot im September 1999 in Terherne/NL begann, ist im Laufe der Jahre zum festen Bestandteil der Aktivitäten der “Schießgewehrtruppe“ geworden… die mittlerweile traditionelle Bootstour der Gewehrkompanie rund um den Hafen des niederländischen Städtchens Drachten. Bereits jetzt sind die Vorbereitungen für die nächste große Fahrt im September 2014 angelaufen und aufgrund der erforderlichen langfristigen Planungen (die Boote müssen teilweise schon 15 Monate vor dem Startschuß gebucht werden) wird diese Tour fast immer im 2-Jahres-Rhythmus organisiert.

Als dieses “Projekt“ vor 14 Jahren aus der Taufe gehoben wurde, waren sich alle damals Beteiligten um Organisator & Skipper Berni Neelsen einig, daß diese Veranstaltung bannig Spaß gemacht hatte und nicht die letzte ihrer Art gewesen sein sollte. Und das, trotz der “widrigen Begleitumstände“ [riskantes Wendemanöver mitten in Groningen, „Weltuntergang“ mit monsunartigen Starkregenfällen kurz vor dem Seglerhafen, Ücky`s “Brötchenholengehen“ (gefühlte 3 Stunden) und auch Juppi’s Quetschkommode durfte bei der ersten “Äquatorüberquerung“ nicht fehlen].

Dieser Premiere folgte, 2 Jahre später, 2001 die Wiederholung – und diesmal waren insgesamt 23 Mann an Bord und es wurden folgerichtig 2 Schiffe mit Mensch und Material “befüllt“.

Die Vorbereitungen laufen jedesmal fast identisch ab. Zunächst sitzt ein kleiner “innerer Zirkel“ [dem u.a. Flottenadmiral Berni Neelsen und Oberleutnant zur See Franky Denker (als Verantwortliche und Kapitäne) und Seekadett Thomas Straßburg (als Proviantmeister) angehörten/angehören] zusammen, um die groben Eckpunkte der Fahrt festzuzurren, bevor es schließlich in’s Detail geht. Fast nichts wird dem Zufall überlassen, so zeichnen sich die “Kümmerer“ auch durch das akribische Planen der Reiserouten und Restaurantbesuche aus und selbst ein provisorisches Logbuch wird penibel geführt.

Geschippert wird obligatorisch mit 2 Booten von freitags bis sonntags. Vor der Busabfahrt in Twistringen wird meistens noch ein gemeinsames Frühstück beim ehemaligen Küstenpolizisten Gerdi v.d.E. oder beim Smutje im “Ostertor“ abgehalten und ganz durstige Klabautermänner scheuen nicht davor zurück, sich bereits am Abend zuvor zu treffen. Nach Ankunft in den Niederlanden werden zunächst die Boote beladen und dann heißt es auch schon “Leinen los“. Grachten wechseln sich mit der offenen See ab und kurz nach dem Start laben sich die Mannschaftsdienstgrade am ersten Willkommenstrunk. Aber auch die Nachmittags-“Happy Hour“ ist beim Twistringer Seefahrervolk äußerst beliebt. Zum Cocktailshaker fühlt sich in der Regel Barkeeper “Prinz Erbse“ berufen und während einige von zuhause als Cocktail nur Korn-Fanta kennen, zaubert unser (stubenreiner) Münsterländer u.a. “Whisky Sour“ und “Daiquiri“ aus seinen Kelchen. Eine fachmännische Crew (besser bekannt als Task Force “Heilige Einfalt“) beschäftigt sich derweil auch nach Jahren immer wieder mit der Frage “Backbord/Steuerbord – links oder rechts?!“ und der Rest der Bundesmarineangehörigen versucht sich einmal mehr im kulturell wertvollen, aber pädagogisch bedenklichen “Looping Louie“-Spiel. Die Zeit der Sanduhr verinnt immer flugs und am späten Nachmittag stellen sich Neptuns Urenkel auf das “Käp’t’nsdinner“ ein (ganz Verwegene duschen vorher gar). Dieser Dämmerschoppen beginnt in (“vorbildlich“ vorreservierten) Lokalen an Land und die anschließende Kneipentour endet nicht selten in üblen Spelunken und dunklen Hafenkaschemmen. Da kann es schon ‘mal vorkommen, daß Oberfähnrich zur See Cacki mit einem Hechtsprung über die Hecke den stürmischen Weg vorgibt.

Genächtigt wird selbstredend an Bord. Auch die Frühstückseinnahme findet auf dem wackeligen Kutter statt und Samstagsmittag wird, um sich zu stärken, für eine Stunde ein weiterer Ort der Seekarte angefahren. Danach geht es weiter dem Tagesziel (Sneek, Lemmer, Sloten, Workum, Heeg… und diverse andere Orte) entgegen. Der nächtliche Ausklang am zweiten Tag gleicht in “Aufbau und Struktur“ dem Vorabend, Rituale möchten nunmal gepflegt werden. Und wenn die Kähne sonntags wieder festgemacht worden sind, steht schon ein Bus parat und bringt die gestrandeten Existenzen zurück in die niedersächsische Flachebene, wo nicht selten bei Treschen oder in der Penne versackt wird, um das letzte Seemannsgarn für die Daheimgebliebenen zu spinnen.

Der Ablauf hat sich inzwischen eingespielt und die Bootsführer waren/sind, neben Mr. Schnauz und Franky, u.a. auch Korvettenkapitän Möps und als Steuermann Seebär Ivan – und sogar Obermaat Pennen-Berni (wenn er es denn beruflich in Einklang bringen kann, seine heimische Kombüse für ein paar Tage zu verlassen), sowie weitere Möchtegern-Hobbynautiker stehen abwechselnd auf der Kommandobrücke und drehen am Rad.

Die Bootstouren sind immer sehr beliebt, so daß bei fehlendem Urlaub einige Leutz auch “nachfahren“. Und wenn die Nachzügler aufgrund alkoholbedingter Orientierungsschwierigkeiten den schwimmenden Seelenverkäufer nicht sofort finden, dann verschafft sich Butters eben Gehör mit seiner „Flüstertüte“ (einem elektronisch verstärktem Mikrophon) und durch diese ohrenbetäubende akustische Unterstützung wird in der Regel die halbe Hafenbelegschaft auf die Verursacher aufmerksam. Und wenn das Heimweh unserer jungen Bootsmannanwärter “Young Boys (Bern ?)“ einmal zu groß wird, dann darf – als Trostspenderin – natürlich auch die stumme Freundin aus Kunststoff nicht fehlen.

Ebenso haben die Holzplanken auch schon einige “offiziell dokumentierte“ Feierlichkeiten aushalten dürfen, aber weder Lute’s 30. Geburtstag, noch Rob’s Wiegenfestpaadie (als die ganze Besatzung komplett “verklopappt“ dem Alkohol frönte) ließen die Schiffe Schlagseite erleiden – denn bekanntlich verstehen die holländischen Bootsbauer ihr Handwerk.

An Bord wird die Kameradschaft übrigens groß geschrieben; das beweist u.a. das aufopferungs- und liebevolle Kümmern zweier Besatzungsmitglieder, als sich ein ranghohes, schwer dekoriertes Tier unseres Ordens in eine kleine, selbstverschuldete Notlage gebracht hatte. Wir schrieben das Jahr anno 2001 und besagte Person, statten wir sie einfach ‘mal mit dem Künstlernamen “Olf“ aus, fällt nachts aus der obersten Ebene des dreistöckigen Etagenbetts und trägt nicht nur schmerzende Knochen, sondern auch ein farblich zum Himmel passendes blaues Auge davon. Nach eigenen Aussagen war Olf angeblich nüchtern, doch die stark alkoholgeschwängerte Luft in der Koje passte nicht zu seiner dreisten Aussage/Ausrede. Nun betraten zwei, gerade vom Landgang heimgekehrte Leichtmatrosen die große Bühne. Später gab der Geschädigte, während der Vernehmung vor dem Seegericht am Folgetag, folgendes zu Protokoll… “Ich liege da also im Gang (herum), kann kein Licht finden, dudelig im Kopf, blute wie ein Schwein. Da höre ich Stimmen, Schritte, die Jungs kommen. Gott sei Dank, Rettung! Die Tür geht auf, Licht geht an, M.B. steht in der Tür und guckt mich mit weit aufgerissenen Augen an… „Du siehst aber Scheiße aus“. Sagt`s, krabbelt über mich ‘rüber und entschwand in seiner Koje. Schnarch!! Dann kommt sein Bruder B.B., schaut mich ebenfalls an (oder guckt durch mich hindurch), sagt kein Wort, steigt über mich weg, ab in die Koje. Schnarch!! Gut, daß die beiden „Helden“ wenigstens so gut waren und das Licht anließen.

So ist es nicht weiter verwunderlich, daß die Leutz schon jetzt voller Vorfreude auf den September 2014 linsen, wenn die Gewehrkompanie wieder in gefährliche See stechen wird.

P.S.:

Ein besonderer Dank geht an die kleinen Scheißerchen, ähh exorbitant geschätzten Informanten, die dem Druck letztendlich nicht haben standhalten können und nach dem massiven Einsatz der mazedonischen Daumenschraube doch noch „gesungen“ haben.   (*zwinker*)

Ahoi (Brause)…

“mj“

[Feldwebel, aufgrund besonderer Verdienste um das „Schützenjacken(!)wesen“]